FN 06.04.22
FN 04.04.22
FN 16.03.22
FN 07.04.21
FN 18.02.21
FN 29.12.20
FN 31.08.20
Kindertarif für Senioren?
Mit seiner Forderung nach BILLIGEREN EINZELFAHRSCHEINEN lenkt der Fürther Seniorenrat den Blick auf Menschen, die finanziell knapp sind und den ÖPNV selten nutzen. Stadt und infra reagieren verhalten.
VON BIRGIT HEIDINGSFELDER FÜRTH – Nach der Entscheidung des Stadtrats für ein 365-Euro-Jahresticket ab 2023 erneuert der Seniorenrat seine Forderung nach kostengünstigen Einzelfahrscheinen. Das Gremium begrüßt zwar den jüngsten Beschluss und auch das geplante Sozialticket für Fürth-Pass-Inhaber. Aber es vermisst ein attraktives Angebot für Wenigfahrer mit kleiner Rente.
Sie hätten keine Möglichkeit, so die Kritik in einem Schreiben an Oberbürgermeister Thomas Jung und die hiesigen Landtagsabgeordneten, „mit billigeren Einzeltickets oder Tagestickets am gesellschaftlichen Leben in unserer Stadt teilnehmen zu können“. Die Aktion „Fahrschein gegen Führerschein“ habe viele Ältere animiert, aufs Auto zu verzichten. Nun bräuchten sie Bus und Bahn.
Doch gebe es immer wieder Klagen über die Preise für Einzelfahrten. Aktuell kostet die Einzelfahrt in Tarifstufe B (Fürth, Stein, Oberasbach, Zirndorf) 2,60 Euro (online: 2,25 Euro), die Kurzstrecke 1,70 Euro.
Wer aber in einem der Stadtteile ohne umfassende Nahversorgung lebe, sagt Seniorenratsvorsitzende Inge Hartosch, etwa von Atzenhof zu Edeka in Stadeln müsse, schaffe das nicht mit dem Kurzstreckentarif. Hin und zurück fallen über fünf Euro an.
Zu viel für „den großen Kreis an Menschen über der Grundsicherung, die sich nur das Notwendigste leisten können“, findet Hartosch. „Diesen Leuten tut das sehr weh“, bestätigt Fürths Seniorenbeauftragte Christiane Schmidt. Auch sie hält billigere Einzeltickets für nötig. Auf Nachfrage sagte Hartosch, was ihr für die ältere Generation vorschwebt: der Kindertarif. In Tarifstufe B zahlt ein Kind 1,30 Euro (Stufe A: 1,60 Euro).
Das Ja des Stadtrats zu einem Sozialticket findet Hartosch gut. Inhaber des Fürth-Passes für Bedürftige sollen ab 2021 in Tarifstufe B ab 9 Uhr für 13 Euro im Monat öffentliche Verkehrsmittel nutzen können. Das 365-Euro-Ticket soll nach dem Willen des Stadtrats nur kommen, wenn Bund und/oder Freistaat die Kosten zu zwei Dritteln übernehmen.
Schmidt findet, dass Senioren mit ihrer Arbeit, ihrer Kindererziehung und ihren Steuerzahlungen ihren Teil zum Gemeinwohl beigetragen haben. „Wir sollten dafür sorgen, dass sie in Würde alt sein können.“ Sie und Hartosch wollen der Vereinsamung älterer Leute vorbeugen.
Der Fürther Seniorenrat und die Landesseniorenvertretung pochen schon lange auf günstige Einzeltickets. Auch Langenzenns Seniorenratsvorsitzender Hans Klinner mahnte kürzlich wieder, für Gelegenheitsnutzer des ÖPNV fehle ein günstiges Ticket ohne Ausschlusszeit. Sein Gremium sieht die Bevölkerung auf dem Land benachteiligt und wünscht ein Tagesticket für fünf Euro.
In Fürths seniorenpolitischem Gesamtkonzept ist die Forderung nach dem billigeren Einzelfahrschein verankert. Einen entsprechenden Antrag aber lehnte die Stadtverwaltung 2019 ab. Infra-Sprecherin Kerstin Sammet verweist nun auf das „sehr preisgünstige“ 9-Uhr-Jahresabo (Stufe B, 27 Euro im Monat) sowie die Zuständigkeit von Stadtrat und VGN. Und sie betont: Die Stadt müsste eine Vergünstigung auf lokaler Ebene finanziell ausgleichen, die wegfallenden Einnahmen müssten kompensiert werden.
Oberbürgermeister Thomas Jung („Wir müssen den Nahverkehr immer weiter vergünstigen“) findet das Anliegen der Senioren „berechtigt“, weist aber darauf hin, dass Fürth als Teil des Verkehrsverbunds keinen Sonderweg gehen könne. Nichtsdestotrotz werde die Forderung in die Arbeit an der neuen Tarifstruktur eingebracht.
Zugleich erneuert der OB ein Argument, das er schon einmal gegen Gratis- Fahrten für Senioren vorbrachte: Es gebe gut betuchte Beamte in Pension. Wieso sollten sie bezuschusst werden, Alleinerziehende aber nicht? Hartosch entgegnet, sie vertrete zwar die Interessen der Senioren, würde sich aber über Vergünstigungen für alle Altersgruppen freuen.

Busfahrten sind für Gelegenheitsnutzer (unser Bild entstand vor der Corona-Zeit) zu teuer, findet der Fürther Seniorenrat und pocht auf billigere Einzelfahrscheine.
Foto: Hans- Joachim Winckler
FN 15.08.20
Termine für Senioren
Der Seniorenrat hilft Menschen über 60 Jahren, die keinen Internetzugang haben und online
einen Termin beim Bürgeramt vereinbaren möchten. Viele Bürger kommen trotz mehrerer Versuche
nicht zur telefonischen Terminvereinbarung durch. Daher bietet der Seniorenrat diesen Service
während der Sprechstunden in seinem Büro, Königstr. 86, Zi.Nr. 005, dienstags und donnerstags
zwischen 9 und 12 Uhr an. Zutritt ist stets nur einer Person (mit Mundschutz) gestattet.
Das Angebot ist umsonst.
FN 28.07.20
Barrierefreier Bahnhof: Der Druck nimmt zu
SPD-Vertreter aller politischen Ebenen haben zusammen mit dem örtlichen Behindertenrat, dem Seniorenrat und dem ADFC die Forderung nach einem UMBAU bekräftigt. Der Zustand in Fürth sei nicht länger hinnehmbar.
VON WOLFGANG HÄNDEL FÜRTH – Als neulich ein Fürther Grünen- Stadtrat eine Online-Petition für den barrierefreien Ausbau des Fürther Hauptbahnhofs startete, fühlte sich das für die Vertreter des hiesigen Behindertenrats an wie ein Déjàvu – und die Erinnerung war schmerzlich: Bereits vor fünf Jahren nämlich hat die Fürther Lobby der Gehandicapten einen ganz ähnlichen Vorstoß unternommen, fast 20000 Menschen unterschrieben damals. Getan hat sich bis heute – gar nichts.
Die aktuelle Petition, gerichtet an Bundesverkehrsminister und Bahnvorstand (change.org/Hauptbahnhof), hat in einigen Wochen auch schon wieder rund 4400 Unterstützer gefunden; ob sie mehr bewirkt, darf fraglich bleiben. Ein probates Mittel, um Öffentlichkeit zu erzeugen, ist sie allemal, meinten auch die Herrschaften,die sich am Montagmittag vor dem Fürther Bahnhofsgebäude zusammenfanden, um den Druck auf den für einen Umbau zuständigen Bund zu erhöhen.
Der SPD-Bundestagsabgeordnete Carsten Träger hatte quasi alle Parteifreunde aufgefahren, die Rang und Namen haben – von Rathauschef Thomas Jung, der das Langzeit-Versäumnis des Bundes bereits mehrfach lautstark beklagt hat, über den Landtagsabgeordneten Horst Arnold bis hin zu Florian Pronold, Ex-Vorsitzender der bayerischen SPD und heute Parlamentarischer Staatssekretär im Umweltministerium.
Pronold gehört damit eben jener wegen Untätigkeit gescholtenen Regierung an, und er versprach, sich für Fürth stark zu machen. Warum ausgerechnet die, so Pronold freundlich- anbiedernd, „bedeutendste Großstadt Mittelfrankens“ in puncto Barrierefreiheit so lange links liegen gelassen wurde – auch der Staatssekretär hat dafür keine Erklärung. Denn der Bund habe für diese Art des Ausbaus im ganzen Land durchaus „eine Menge Geld zur Verfügung gestellt“. Und es sei ja auch „an vielen Orten Bayerns etwas passiert“, davon habe er sich persönlich überzeugen können. Nur in Fürth, immerhin Ankunftsort der ersten deutschen Eisenbahn, in Fürth halt nicht – während man inzwischen „in jedem Dorf super rauf und runter kommt“, so die Seniorenrats- Vorsitzende Inge Hartosch, die zusammen mit Vertretern von Behindertenrat und Allgemeinem Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) ebenfalls vor Ort war. Auch dem Gast aus Berlin will das nicht einleuchten, schon gar nicht in Zeiten des Klimawandels und des politisch erwünschten Umstiegs auf Busse und Züge.
Bahnsteige wie in Fürth, die noch immer nur mühsam über Treppen erreichbar sind, seien ja nicht nur ein Hemmnis für Menschen mit Behinderung; auch Fahrgäste mit Rad, Kinderwagen oder schwerem Gepäck tun sich oft hart oder scheitern im ungünstigsten Fall.
„Hol den Scheuer her!“
„Nicht länger hinnehmbar“ ist das, findet Carsten Träger, das Thema müsse „in der Agenda höher rücken“.Der Fürther SPD-Parlamentarier in Berlin will deshalb ebenso wie Pronold das Gespräch mit dem zuständigen Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) suchen. Thomas Jung reicht das offenbar nicht, er möchte den Minister hier sehen, in Fürth: „Hol den Scheuer her!“, forderte der OB den Genossen Pronold deshalb betont hemdsärmlig auf.
Keinesfalls, da sind sich alle einig, wolle man bis 2025, wenn sich die legendäre „Adler“-Fahrt zwischen Nürnberg und Fürth zum 190. Mal jährt, auf den ersehnten Umbau warten. Diesen Zeitpunkt hatte unlängst Christian Schmidt, CSU-Bundestagsabgeordneter aus Fürth und Mitglied im Aufsichtsrat der DB, im Gespräch mit den FN ins Spiel gebracht.
„Viel zu spät“ wäre das, so das Urteil der Gruppe vor dem Fürther Bahnhofsgebäude.

Auch wer ein Fahrrad dabei hat, muss zu den meisten Bahnsteigen in Fürth den Weg über Treppen nehmen. Foto: Tim Händel
FN 27.04.20
FN 24.02.20
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Fürther Neuntklässler machen Senioren fit am PC
An der Gustav-Schickedanz-Schule treten ab Januar junge Lernpaten in Aktion - 14.12.2019 21:00 Uhr
So wie hier am Langenzenner Wolfgang-Borchert-Gymnasium werden bald auch Mittelschüler am Fürther Finkenschlag älteren Menschen im digitalen Dschungel helfen.
Neuntklässler werden dort jeden Montag von 14.30 bis 16 Uhr Seniorinnen und Senioren als Lernpaten helfen, Wissenslücken rund um den PC zu schließen. Jeder Teilnehmer kann Fragen stellen und seinem Tempo gemäß entweder an den von der Schule bereitgestellten PCs oder dem eigenen Laptop üben.
Das Projekt "Seniors@School" – Schüler helfen Senioren am PC – entstand aus dem Bildungsbeirat der Stadt Fürth heraus. Dort stellte die Vorsitzende des Seniorenrats, Inge Hartosch, im Rahmen der Bildungsangebote "Lernen im höheren Erwachsenenalter" auch die Angebote des Seniorenrats dazu vor.
Sie reichen von Lesungen, Museums-, Atelierbesuchen und Betriebsführungen, die vierteljährlich in Zusammenarbeit mit der fübs im "Tagaktiv"-Flyer beworben werden, bis zu der im letztem Jahr neu aufgenommenen Hinführung zu den neuen Medien. So gab es bereits einen Nachmittag zum Umgang mit Smartphones. Zum Herunterladen von Apps soll im nächsten Jahr eine Einführung durch das SeniorenNet e. V. angeboten werden.
Weil viele Ältere sich nicht sicher sind, ob sie sich denn für diese digitale Welt überhaupt begeistern können und sich deshalb die Anschaffung eines eigenen PCs überhaupt lohnt, wurde in Kooperation mit der VHS heuer erstmals ein eigener Anfänger-PC-Kurs für Senioren angeboten, der in kürzester Zeit ausgebucht war. Um das Erlernte jedoch auch zu vertiefen, wünschte sich der Seniorenrat Unterstützer mit geeigneten Räumlichkeiten, wo die Senioren üben können. Eine große Zahl allein lebender Senioren in Fürth kann nicht auf die Hilfestellung durch Angehörige oder Freunde setzen. Jeder aber weiß, dass das Erlernte auch immer wieder geübt und umgesetzt werden muss.
Die Konrektorin der Schickedanzschule, Birgit Meyer, hat die Idee des Bildungsbeirats spontan aufgegriffen und zusammen mit der Lehrerin Viola Bruckdorfer die 9. Klasse dafür begeistern können, der älteren Generation ihre Hilfe und ihr Wissen anzubieten. Das Lernangebot wird ab Januar als eigenes Projekt der Wirtschaftsklasse geführt. Dabei bekommt jeder Teilnehmer die Zeit, die er braucht, um für seine speziellen Fragen Antworten zu erhalten. Zum Abschluss der vorerst fünf Übungsnachmittage wollen die Schülerinnen und Schüler ihren Senioren Informationen über das Geübte und die wichtigsten Fragen auch in einem kleinen Handbuch überreichen, so dass auch später dort immer wieder die Lösung nachgelesen werden kann.
Wenn diese Zusammenarbeit zwischen den Generationen gut angenommen wird, ist beabsichtigt, in weiteren Schulen für solche Übungsnachmittage zu werben. Ziel ist, allen an PCs interessierten Senioren im unmittelbaren Wohnumfeld "digitale Schulpaten" zur Seite zu stellen.
Die Kosten betragen zehn Euro und sind bei Anmeldung bis spätestens 5. Januar in der städtischen Seniorenfachstelle, Hirschenstraße 2 b, Telefon (09 11) 9 74 17 85, Sprechstunden Montag bis Freitag 9 bis 12 Uhr, zu entrichten. Eine Rückerstattung der Gebühr bei Verhinderung ist ausgeschlossen.
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FN 2.11.19
FN 08.10.2019
fn März 2019
FN 03.05.18
FN 24.04.17
FN 10.11.16
RFN 08.11.16
Stadt Land Fürth Internetseite
Seit mehr als 20 Jahren ist der Seniorenrat der Stadt Fürth wichtiger Impulsgeber und gefragter Ansprechpartner für die Belange älterer Menschen in der Kommune. Gerade auf dem Hintergrund der demographischen Entwicklung gewinnt die Arbeit des Seniorenrates an Bedeutung. Wir sprachen mit dem stellvertretenden Vorsitzenden Ulrich Schuberth.
Herr Schuberth, was macht eigentlich der Seniorenrat und was sind seine Aufgaben?
Grundsätzlich geht es uns um ein seniorengerechtes Fürth. Ein Fürth, in dem sich alle Altersgruppen und Menschen wohlfühlen können. Dazu gibt es im Seniorenrat fünf Arbeitsgruppen. Eine kümmert sich um Gesundheit, Ernährung und Verbraucherschutz, die zweite Arbeitsgruppe um Kultur, Teilhabe, Integration und Generationendialog. Die dritte Arbeitsgruppe beschäftigt sich mit den Themen Sicherheit und Verkehr, die vierte mit Stadtentwicklung und Stadtplanung, Natur und Umweltschutz. Die fünfte Arbeitsgruppe schließlich widmet sich dem Wohnen im Alter. Hier sind auch die Themen Soziales und Beratung angesiedelt.
Stichwort „Zuhause Wohnen im Alter“. Hier gab es ja eine Veranstaltung des Seniorenrates in Kooperation mit der Sparkasse Fürth. Worum ging es?
Das Themenspektrum war umfassend und reichte von Informationen zum altersgerechten Umbau der eigenen oder vermieteten Wohnung bis hin zu staatlichen Förderungsmaßnahmen und Finanzierungsmöglichkeiten. Wir wollten auf der einen Seite die Herausforderungen vom Wohnen im Alter zeigen, auf der anderen Seite aber auch Lösungswege präsentieren. Das ist uns geglückt und die Resonanz auf die Veranstaltung war überwältigend. Natürlich können alle, die die Veranstaltung nicht besuchen konnten, jederzeit im Seniorenbüro vorbeikommen und einen Termin vereinbaren, um weitere Fragen zu klären.
Betrifft altersgerechtes Wohnen primär nur bauliche Maßnahmen oder steckt noch etwas anderes dahinter?
Wir reden von „Wohnen im Alter“ als Ganzes. Es hängt grundsätzlich davon ab, wie der Mensch sich in dieses Alter hinein entwickelt – bleibt er gesund, wird er krank? Ich sehe da prinzipiell drei Wohnmöglichkeiten. Die Mehrzahl der Menschen, die alt werden, möchte in ihrer eigenen Wohnung alt werden. Sie möchten eine Wohnung vorfinden oder eine Wohnung so umbauen, in der sie auch im Alter den Umständen entsprechend bequem und soweit möglich selbstbestimmt leben können. Keine Stolperkanten, eine Dusche mit ebenerdigen „Einstieg“, möglichst keine Treppen, wenn Treppen, dann eventuell mit Treppenlift und Aufzug in den Häusern. Das kann recht aufwändig sein.
Die zweite Wohnstruktur ist das Pflege- oder Altenheim bzw. Betreutes Wohnen. In diesen Einrichtungen leben Menschen, die dieser Alters- und Bedürftigkeitsgruppe angehören. Es gibt aber auch eine dritte Wohnmöglichkeit, das „Mehrgenerationenwohnen“. Aufgelassene alte Bauernhöfe, die umgebaut werden könnten, oder Neubauten, die gleich so angelegt sind. Bedingt durch die demografische Herausforderung glaube ich nicht, dass sich Heime und Mehrgenerationen-Einrichtungen in genügender Anzahl für die weitere Zukunft sozialverträglich realisieren lassen. Da ist es besser von staatlicher Seite Möglichkeiten zu schaffen, im Alter in der eigenen Wohnung bleiben zu können und notwendige Umbauten zu bezuschussen. Hierfür gibt es heute schon Förderungen (oder Geldmittel) von der Landesbank und der KFW. Wichtig ist dabei auch das urbane Umfeld mit einzubeziehen. Wir denken in Fürth aktuell an Quartiere, sogenannte Stadtquartiere oder Stadtteile. Diese so zu organisieren, dass diese die Vorteile von dörflichen Strukturen haben, bei Beibehaltung des großzügigen städtischen Angebots wie z.B. Kultur, öffentlicher Nahverkehr oder ärztliche Versorgung. Hierfür braucht man in Städten anders als auf dem Land zentrale Anlaufstellen, sogenannte Quartiersmanagements, um Jung und Alt zusammen zu führen, sich kennen zu lernen, eigene Hilfe anbieten oder Hilfsmöglichkeiten erfragen zu können.
In Fürth ist man seit einem Jahr dabei ein städtisches Quartiersmanagement einzurichten, auf der Hardthöhe. Es gibt dort alte Menschen und junge Menschen, es gibt soziale Einrichtungen, Ärzte und Einkaufsmöglichkeiten, einen Runden Tisch Hardhöhe als Diskussionsforum, einen Nahverkehr und zentrale Treffpunkte. All das gehört natürlicherweise zu einem lebenswerten Quartier. Hier kann gegenseitig Hilfe geleistet werden, kann man sich austauschen und unterstützen. Mit Hilfe des Quartiersmanagements wird es den Hilfssuchenden und Hilfebietenden erleichtert sich zu finden und sich auszutauschen: Selbstbestimmtes Wohnen in der eigenen Wohnung wird auf diese Weise zu Mehrgenerationenwohnen (weil oben auch mehrmals so) innerhalb eines Quartiers gebracht.
Wie ist die Idee entstanden?
Die Idee ist schon älter. Vor knapp zwei Jahren aber wurde es konkret. Alle Beteiligten haben sich auf der Hardthöhe getroffen, haben sich ausgetauscht, Bedürfnisse und Anforderungen an ein seniorengerechten Stadtteil diskutiert und abgestimmt. Jetzt beginnt es zu leben, zu wachsen. Das ist ein Prozess. Und dann muss sich ja das noch in der gesamten Stadt fortpflanzen.
Es gibt mittlerweile in der Fürther Südstadt einen Stadtteiltreff als soziale Anlaufstelle für Hilfesuchende und einen Runden Tisch Südstadt als Diskussionsforum für interessierte Einrichtungen. Hier ist die Caritas aktiv. Im Stadtteil „Eigenes Heim“ hat die Diakonie begonnen eine ähnliche Struktur wie auf der Hardhöhe zu schaffen. Der Anfang ist also gemacht.
Was sind die nächsten großen Aufgaben des Seniorenrates?
Ein wichtiger Punkt ist der Ausbau des sozialen Wohnungsbaus. Die Kommunen haben vor mehr als 20 Jahren aufgehört Sozialwohnungen zu bauen, das muss wieder zurückgeführt werden, auch um keinen Konflikt mit den Nachfragen nach bezahlbaren Wohnungen der in der Zwischenzeit zugewanderten Menschen aus Krisenregionen entstehen zu lassen.
Das zweite große Thema ist ein finanzierbarer öffentlicher Verkehr, also finanzierbar für alle Bürger. Die Städte werden überfüllt mit dem Individualverkehr, der öffentliche Verkehr könnte im Idealfall kostenlos sein. Warum? Damit Menschen, die alt sind, ihre Autos abschaffen und sich trotzdem bequem und frei bewegen können. Das ist eine wichtige Voraussetzung für Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Wir dürfen Menschen nicht ausgrenzen – das betrifft übrigens nicht nur ältere Menschen.
Ein weiterer wesentlicher Punkt sind Maßnahmen gegen die fortschreitende Altersarmut. Das heißt nicht, dass der Staat für alles aufkommen muss – das ist nicht realistisch auf dem Hintergrund der Bevölkerungsentwicklung. Schauen Sie, wir haben in Fürth im Augenblick einen Anteil von ca. 25 % an Senioren älter als 65 Jahre, das sind ca. 30.000 Bürgerinnen und Bürger. Der Anteil wird bis zum Jahr 2030 lt. heutiger Statistik auf 30 % anwachsen. Es wird heute auch darauf hingewiesen, dass im Jahr 2030 jedem zweiten Neurentner Altersarmut droht. Daraus lässt sich ableiten, dass das gültige Rentensystem an seine Grenzen stößt. Also müssen wir auch die Eigeninitiative stärken und hierfür deutlich besser aufklären und informieren. Die Eigenvorsorge ist neben dem Umbau des Rentensystems, an dem alle paritätisch beteiligt sein sollten, ein ganz wesentliches Element zur Vermeidung von Altersarmut. Dazu gehört aber auch, dass z.B. Mieten und Nebenkosten, Kosten für den ÖPNV, Energiekosten usw. in eine ordentliche Symmetrie kommen. Das sind große Herausforderungen auch für die Kommunen.
Da haben Sie viele Punkte auf der Agenda. Ist das für den ehrenamtlichen Seniorenrat überhaupt leistbar?
Wir sind nur 30 Personen, davon fünf im Vorstand und fünf Arbeitsgruppenleiterinnen bzw. -leiter. Es ist also eine Menge Arbeit. Lassen Sie es mich so formulieren: Ich hatte früher offiziell eine 40-Stunden Woche, die auch nicht ausgereicht hat. Heute verbringe ich mehr als 20 Stunde pro Woche ehrenamtlich mit Themen rund um den Seniorenrat. Aber es macht Spaß und ich habe mich freiwillig dafür entschieden, weil ich etwas bewegen will und es selbst in die Hand nehmen möchte, Dinge im Interesse des Gemeinwohls zu verändern und anzustoßen.
Wer darf eigentlich in den Seniorenrat?
Alle Mitbürgerinnen und Mitbürger, die seit mindestens 3 Monaten den Hauptwohnsitz in Fürth gemeldet und das 59. Lebensjahr erreicht haben, nicht bereits einer Volksvertretung angehören oder nach dem Gesetz ausgeschlossen sind. Diese dürfen sich von einer Vereinigung oder Einrichtung, die sich nichtkommerziell um die Belange der älteren Menschen kümmert und mindestens 7 Mitglieder hat, als Delegierte aufstellen lassen und auch zur Wahl stellen. Je 50 Mitglieder kann 1 Delegierter benannt werden. r. In Fürth hatten wir das letzte Mal knapp 100 Delegierte, 30 davon wurden laut Satzung der Stadt Fürth in den Seniorenrat gewählt.
Ist der Seniorenrat eine freiwillige Einrichtung oder eine Pflichteinrichtung der Stadt Fürth
Eine freiwillige Einrichtung. Die Stadt Fürth, einschließlich des Stadtrates, war am Anfang nicht der Meinung, dass man einen Seniorenrat braucht. Damals hieß er noch nicht Seniorenrat, sondern Beirat – ein Beirat hat eine andere Funktion als ein Seniorenrat. Ein Beirat ist ein beratendes Gremium, das im Auftrag einer städtischen Einrichtung beratend tätig wird. Der Seniorenrat als öffentliche kommunale Einrichtung ist etwas weiter weg von der städtischen Einflussnahme, er agiert selbstständig, hat jedoch die Richtlinien und Vorschriften einer städtischen Einrichtung zu beachten. Er sucht sich seine Themen selbst, und schafft seine eigene Struktur. Das betrifft auch den Weg, wie er diese Themen an „die Frau oder den Mann“ bringt, das heißt, wie er die städtische Organisation und den Stadtrat sensibilisiert, damit die Themen auch umgesetzt werden. Der Seniorenrat formuliert Anträge, Anfragen, Empfehlungen oder Stellungnahmen, denkt dabei die Zukunft, analysiert die Gegenwart in Bezug auf die oben genannten Themengebiete der Arbeitsgruppen und reicht diese über den Oberbürgermeister zur Behandlung ein.
Wird der Seniorenrat gehört?
Ich denke ja. Oder anders gesagt: Ich glaube die Stadt und die politischen Parteien wissen, was sie der Seniorenschaft schuldig sind. Wir sind eine zu große Interessensvertretung, die zudem noch kontinuierlich wächst, die kann niemand links liegen lassen. Wir stellen unsere Anträge usw. direkt an den Oberbürgermeister. Diese werden schriftlich formuliert, vom Oberbürgermeister an die Fraktionen oder Einzel-Stadträte zur Kenntnis gegeben bzw. im Stadtrat behandelt. Der OB ist verpflichtet, dem Seniorenrat innerhalb einer festgelegten Zeit eine Antwort zu geben. D.h. er muss es in seinen Gremien abarbeiten lassen. Und wenn diese der Meinung sind, dass der Stadtrat darüber entscheiden muss, dann entscheidet dieser in die eine oder andere Richtung.
Ich möchte mit den Worten unseres Vorsitzenden unsere Arbeit so zusammenfassen: „Wir können auf eine stolze Bilanz zurückblicken. Vieles wurde erreicht, doch es gibt noch viel zu tun – gehen wir es an.“
Herr Schuberth, wir danken für das Gespräch und wünschen Ihnen viel Erfolg.
FN 25.04.16